Wenn wir über unseren inneren Weg, den Weg der Seelenentwicklung sprechen, dann ziehen wir Bilder und Vergleiche heran. Es fehlen uns eindeutige, unmissverständliche Begriffe, wenn wir über unseren Versuch zur Annäherung an das Un-Nennbare, an die Gnosis sprechen möchten.

Es sind deshalb nicht zufällig Bilder und Metaphern aus der uns umgebenden Natur und insbesondere aus der Pflanzenwelt, die wir für die Beschreibung seelischer Prozesse heranziehen. In der Betrachtung der Pflanzenwelt, ihrem Werden, Blühen und Vergehen erkennen wir die Gesetzmässigkeiten natürlichen Daseins: steter Wandel im Werden, im Sterben und im Bewegen. Die sichtbare, kristallisierte Form eines jeden Lebewesens muss sich in jedem Moment wieder auflösen, um in neue Formen gewebt zu werden.

Wir finden im Äusseren die Entsprechung zu unseren inneren Lebensprozessen: Von der Keimung einer Idee aus einem ersten Geistesblitz, über Wachstum und Entwicklung eines Projektes, quasi der Schwerkraft entgegengesetzt, in der Überwindung von Hindernissen und Widerständen bis hin zur Blüte und Ernte und dann dem allmählichen Zerfall lässt sich in jedem Moment dieser stete Kreislauf der Natur erleben.

Ein ganz besonderer Moment in diesem Kreislauf ist der Zeitpunkt der Blüten. Die Heiterkeit des Blühens, dieser einzigartige Moment, wenn sich durch die Vereinigung der Gegensätze neue Samen mit dem ganzen Potential für Zukünftiges bilden, ist der Schritt, in dem aus dem ewigen Kreislauf der Natur eine Spiralbewegung wird. Es bleibt nicht beim Sich-Drehen in immer gleichen Kreisen. In den Samen kann die nächste Generation neue Felder erschliessen und den Kreis zur Spirale öffnen.

Auf unserem inneren Seelenweg benötigen wir auch immer wieder diese ansteckende Heiterkeit der Blüten, die sorglosen, spielerischen Momente, denn diese sind geprägt von einer Leichtigkeit, von der wir zur Überwindung und Verwandlung der Erdenschwere nicht genug zehren können.

In der Sprache und den Bildern der Rosenkreuzer wird unser Innerstes, unser Funke aus der Ewigkeit mit einer Rosenknospe verglichen. Diese Knospe ist zugleich der Anker in uns, an dem sich die Sehnsucht nach Verwandlung und Transformation immer wieder neu entfacht.

Und genauso wie die Blumen im Garten braucht diese Rosenknospe in unserem Innersten jeden Moment sorgsame Pflege, damit sich in der Stille ihre Schönheit entfalten kann und lichtvolle Heiterkeit uns durchströmt, wenn ein nächster Schritt ins Unerwartete uns näher zum Licht führt.